Warum wir im checkpoint queer gendergerechte Sprache nutzen
Warum wir im checkpoint queer gendergerechte Sprache nutzen
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, das wusste der Philosoph Ludwig Wittgenstein schon vor mehr als 100 Jahren. Sprache konstituiert unsere Wirklichkeit. Sie verbleibt nicht einfach im luftleeren Raum, sondern schafft Fakten und Positionierungen. Und: Sobald wir sprechen, handeln wir.
In unsere Sprache sind immer auch die gesellschaftlichen Normen unserer Zeit eingeschrieben. In ihr manifestieren sich all die Vorurteile und zu eng gedachten Kategorien, von denen wir täglich umgeben sind. Aber: Diese Prägung ist eine wechselseitige. Sprache hat auch die Macht, soziale Zustände zu verändern, Stereotype abzubauen, anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Ein solcher Veränderungsversuch wird mit der gendergerechten Sprache unternommen: Ihr Ziel ist es, alle Menschen anzusprechen. Statt ausschließlich mit der männlichen Form zu adressieren, werden mit inklusiven Sprachformen wie dem Gendersternchen, dem Doppelpunkt oder dem Unterstrich alle Geschlechter mitgedacht und sichtbar gemacht.
Was so einfach und selbstverständlich klingt, wird in der aktuellen Debatte oft als künstlich oder grammatikalisch falsch kritisiert. So hat kürzlich der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß angekündigt, sich für ein Verbot der gendergerechten Sprache in staatlichen Institutionen einzusetzen. Würde ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, dürfte an Schulen, Universitäten oder Behörden nur noch das generische Maskulinum verwendet werden. So würde beispielsweise eine Lehrerin, die all ihre Schüler:innen, nicht nur die männlichen unter ihnen, ansprechen möchte, gesetzeswidrig handeln.
Solch eine ausgrenzende Sprache ist besonders in offiziellen Dokumenten problematisch. Menschen, die sowieso häufig übersehen oder nicht mitgedacht werden, werden sich nicht angesprochen oder schlimmer noch, sich nicht sicher fühlen. Wenn beispielsweise in der Praxis der Hausärztin Unterlagen ausschließlich im generischen Maskulinum formuliert sind, kann sich die:der Patient:in verunsichert fühlen, ob das eigene Anliegen überhaupt wertschätzend aufgenommen wird. Dies ist in Bezug auf trans*, nicht-binäre oder inter Personen, aber auch auf Menschen, die eine andere sexuelle Orientierung haben als die Mehrheitsgesellschaft, bedenklich. Denn eine gendergerechte Sprache kann beispielsweise auch einem schwulen cis Mann signalisieren, dass es sich nicht um eine homophobe Ärzt:innenpraxis handelt und sich die Ärzt:innen auch mit den gesundheitlichen Belangen von sexuellen Minderheiten befassen.
Ein Verbot der gendergerechten Sprache in staatlichen Institutionen würde es also vielen Menschen erschweren, zu unterscheiden, wem sie trauen und wem sie weniger trauen können. Es würde ein wichtiges Instrument zur Kommunikation von Wertschätzung und Offenheit verloren gehen. Denn die Abwesenheit einer gendergerechten Sprache kann auch dazu genutzt werden, marginalisierten Gruppen mitzuteilen, dass sie nicht willkommen sind.
Wir kämpfen für Euch!
Wir im checkpoint queer werden deshalb weiterhin gendergerechte Sprache nutzen und uns zudem dafür einsetzen, dass inklusive Sprachformen und ihre Wichtigkeit noch bekannter werden. Wir halten einen Dialog für wichtig, um ein Verständnis für eine wertschätzende Sprache zu fördern. Wir lehnen aber Verbote, die als Folge das Leben und die Solidarität mit queeren Menschen erschweren, entschieden ab.