Q & A zum Thema sexuelle Gesundheit während der LGBTQ+ Health Awareness Week
Q & A zum Thema sexuelle Gesundheit während der LGBTQ+ Health Awareness Week
Anlässlich der LGBTQ+ Health Awareness Week haben wir vom checkpoint queer einige oft gestellte Fragen im Bereich der Gesundheit für euch beantwortet.
Beim Sex mit meinem Freund ist mir das Kondom geplatzt. Er nimmt seit einer Weile die PrEP. Kann ich mich mit HIV infiziert haben?
Wenn dein Freund die PrEP nimmt ist eine Infektion mit HIV nahezu ausgeschlossen. Die PrEP schützt genau so effizient wie ein Kondom gegen HIV. Mit Kondom und PrEP hattet ihr eine besonders sichere Form des Safer Sex. Da die PrEP nur vor HIV schützt, seid ihr durch das Kondom vor anderen STIs geschützt. Ein regelmäßiges Testen auf STIs ist trotzdem empfehlenswert.
Mein Freund und ich sind in einer monogamen Beziehung und wollen Sex ohne Kondom haben. Wie sicher bin ich vor HIV?
Ihr müsst euch bewusst sein, dass Sex ohne Kondom und ohne PrEP kein Safer Sex ist. Es ist trotzdem eine legitime Entscheidung. Die Möglichkeit einer HIV-Infektion ist aber erhöht, da der einzige Schutz hierbei die „sexuelle Treue“ ist. Ihr solltet euch daher regelmäßig auf HIV und anderen STIs Testen. Überlegt euch, ob die PrEP für euch infrage käme. Redet miteinander, wie ihr mit einer HIV-Infektion umgehen würde.
Doppeltes Kondom schützt besser, oder?
NEIN!!!! Auf gar keinen Fall ein Kondom über ein weiteres
Kondom überziehen. Durch die Reibung werden die Kondome
porös und können reißen. Es ist besser reichlich auf wasserbasierte
Gleitgels zurückzugreifen. Ebenfalls tabu sind Öl oder auf Vaseline basierende
Gleitgele. Diese machen das Kondom ebenfalls porös, dasselbe gilt
für Baby-Öl.
Ich habe Sperma auf meine Brust und meine Nippel abbekommen – kann ich mich mit HIV infiziert haben?
Entgegen der Meinung vieler Menschen sind Nippel keine Schleimhäute. Solange es keine frische blutigen Verletzung gab ist eine Infektion durch Sperma ausgeschlossen.
Ich bin ein schwuler Cis-Mann. Ich hatte Sex vor ein paar Stunden mit einem Unbekannten in einer Cruising Area, das Kondom ist dabei beim Analverkehr geplatzt. Was kann ich jetzt machen?
Bis zu 48 Stunden nach einem Risikokontakt kann eine PEP (Postexpositionsprophylaxe), um eine HIV-Infektion zu verhindern, infrage kommen. Vorausgesetzt, die beteiligten gehören einer Risikogruppe an oder es ist bekannt, dass dein Sexualpartner HIV+ ist und nicht behandelt wird. Hier gilt der Ansatz, je schneller, desto besser. Um eine PEP zu bekommen, muss man am besten zu einer Notaufnahme oder tagsüber zu einer HIV-Schwerpunktpraxis gehen.
Wir sind ein bisexuelles Paar, mein Freund hat regelmäßig Sex mit anderen Männern. Wie kann ich mich als Cis-Frau effizient gegen HIV und andere STIs schützen?
Hier gibt es verschiedenen Möglichkeiten, wie du und dein Partner euch vor HIV und anderen STIs schützen könnt. Die Benutzung von Kondomen ist eine sehr effiziente Weise, dich vor HIV und anderen STIs zu schützen. Hierbei sind auch Femidome gut geeignet. Regelmäßiges Testen auf HIV und STIs ist ebenfalls sinnvoll. Wichtig ist, dass ihr miteinander über eure Wünsche und Ängste offen redet. Dein Partner könnte sich zudem mit der PrEP vor einer HIV-Infektion schützen, jedoch ohne Kondombenutzung nicht vor anderen STIs. Ihr könnt euch in Checkpoints und Aidshilfen diesbezüglich sehr gerne beraten lassen, auch bei uns.
Wir sind ein lesbisches Paar. Wir leben in einer monogamen Beziehung, wollen aber diese etwas öffnen, aber ausschließlich mit Cis-Frauen. Was muss ich bezüglich HIV und STIs beachten?
Anders als bei anderen Gruppen der queeren Community gelten lesbische Cis-Frauen nicht zur Hochrisiko-Gruppe für HIV. Wenn ihr euch gelegentlich – beispielsweise einmal im Jahr – auf HIV-testet, seid ihr auf einem sicheren Weg. Femidome und Lecktücher können zudem recht effizient gegen andere STIs schützen. Die meisten STIs sind zudem gut behandelbar.
Ich bin ein Transmann und bin schwul. Ich habe sehr gerne Anal- wie Vaginalverkehr, schütz mich die PrEP effektiv gegen HIV?
Da du auch Vaginalverkehr hast ist für dich ein Kondom besser geeignet. Der Wirkungsgrad der PrEP ist in der Vaginalschleimhaut anders als bei dem Darmschleimhaut. Hättest du nur Analverkehr, wäre für dich die PrEP tatsächlich gut geeignet, um dich vor HIV zu schützen, jedoch nicht vor anderen STIs. Du kannst dich in eine HIV-Schwerpunktpraxis diesbezüglich braten lassen. Dort kann durch einen Persönlichen Gespräch mit dem Arzt festgestellt werden, ob die PrEP für dich infrage käme.
Warum kann es passieren, dass der Penis beim Sex erschlafft?
Es gibt verschiedene Gründe, warum es zu Erektionsstörungen kommen kann, beispielsweise wenn man nervös ist. Es ist zudem völlig normal, dass ein Penis während eines Liebesspiels mal schlaff wird. Mit einer STI hat es jedenfalls in der Regel auch nicht zu tun.
Gibt es eine Möglichkeit für 100% Safer Sex?
Hier würden wir von Safe Sex sprechen. Safe Sex bedeutet, den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten völlig ausschließen. Beispiele hierfür sind Telefonsex, Cam-Sex oder Sex mit sich selber (Masturbation). Werden andere Personen ins Spiel gebracht, kommt Safer Sex ins Spiel, was ein risikominimierendes Verhalten bedeutet. Es geht also nicht um ein absoluter Schutz vor einer Infektion, sondern um die Minimierung des Risikos.
In Zeiten der Pandemie wird das Daten viel schwerer. Auf was sollte ich achten für ein erfolgreiches und sicheres Date?
Die Pandemie bestimmt weitgehend unser Leben, Sexualität ist aber auch ein wichtiger Teil davon. Dies ist für viele eine belastende Tatsache. Um das Risiko auf eine SARS-CoV-2- Infektion zu reduzieren, ist es wichtig, das ihr die AHA Regeln beachtet. Kostenlose Corona-Test werden auch bald möglich sein. Du musst dir bewusst sein, dass auch STIs grippeähnliche Symptome verursachen können. Das heißt, solltest du grippeähnliche Symptome nach einem Date entwickeln und negativ auf Covid-19 getestet worden sein, die Möglichkeit einer STI besteht. Aber keine Angst, die meisten STIs sind gut behandelbar. Bitte beachte, dass Gesundheitsämter momentan sehr ausgelastet sind und dort Testungen für HIV begrenzt sein können. Auch während der Pandemie kannst du dich bei uns auf HIV anhand eines begleiteten HIV-Tests testen.
Das Sperma meines Freundes riecht unangenehm. Wie soll ich damit umgehen?
Riecht das Sperma deines Freundes übel, kann das ein Anzeichen für eine Entzündung oder einer Geschlechtskrankheit sein. Es gibt aber harmlose Ursachen dafür. So können die Abbauprodukte einiger Nahrungsmittel wie Knoblauch, Spargel oder Kohl den Geruch von Sperma vorübergehend negativ beeinflussen.
Ist vaginaler Ausfluss normal? Wann sollte ich zur Ärztin gehen?
Vaginaler Ausfluss ist vollkommen normal. Du solltest zum Arzt gehen, wenn dieser ein übles Gerücht vorweist, das kann ein Anzeichen einer bakteriellen Infektion oder einer Geschlechtskrankheit sein. Dies gilt auch, wenn dieser grünlich sein sollte, das kann ein Anzeichen einer Vaginose oder andere Geschlechtskrankheiten sein. Einen bröckeligen weißen Ausfluss kann ein Anzeichen einer Pilzinfektion sein.
Ist es sinnvoll, meine Vulva mit Seife zu waschen?
Lauwarmes Wasser ist genug um den Intimbereich zu waschen. Herkömmliche Seifen oder Duschgele sind bei der Intimpflege tabu, denn sie besitzen einen auf die normale Haut abgestimmten pH-Wert, der für die Intimregion zu hoch ist. Dadurch kann deine Vulva anfälliger für Infektions- und Pilzerkrankungen werden, da auch die natürliche Flora gestört wird.
Machen mich Intimrasuren anfälliger für bakterielle Infektionen?
Ja, es können gehäuft Haarwurzelentzündungen passieren. Daher ist es wichtig eine frische Klinge zu benutzen. Auf gar keinem Fall sollte diese mit anderen Personen geteilt werden. Im Intimbereich ist zudem eine Trockenrasur eher ungeeignet, da hierbei die Haut stärker gereizt wird.
Ich habe als lesbische cis Frau nur Sex mit Menschen mit Vulven. Dabei achte ich kaum auf Safer Sex und benutze weder Lecktücher noch Handschuhe. Wie gefährdet bin ich, mich mit sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken?
Als lesbische cis Frau hast du nur ein sehr geringes Risiko, dich mit HIV zu infizieren. Bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sieht es etwas anders aus. Wenn du kein Safer Sex praktizierst, sind Infektionen mit Chlamydien, Tripper oder Papillomaviren gut möglich. Achte daher auf Veränderungen in deinem Körper und lasse dich regelmäßig auf STIs testen. Keine Angst, die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten sind gut behandelbar.
Im Lockdown masturbiere ich viel öfter als sonst. Kann Masturbation irgendwann zu viel werden und schädlich für mich sein? Und kann ich davon abhängig werden?
Masturbieren ist Safe Sex. Das heißt, es kann weder zu viel noch schädlich für dich sein. Du kannst dich auch nicht mit sexuell übertragbaren Krankheiten anstecken. Du solltest allerdings darauf achten, dass deine Hände sauber sind und falls du mit einem Sexspielzeug masturbierst dieses dafür auch gut geeignet ist.