Ein blinder Fleck im Gesundheitswesen

Ein blinder Fleck im Gesundheitswesen

Ein blinder Fleck im Gesundheitswesen

Heute beginnt die National LGBT Health Awareness Week. Eine Woche lang sollen die gesundheitlichen Bedarfe queerer Menschen unter dem Motto “Out for Equity” mehr Aufmerksamkeit erlangen. Wieder einmal nicht explizit mitgenannt, aber mitgemeint sind nicht-binäre Menschen. Wie steht es also um ihre Gesundheit? 

Zum Welttag für psychische Gesundheit 2017 veröffentliche das Transgender-Europe-Netzwerk eine Studie zur Gesundheitsförderung von trans und nicht-binären Menschen in fünf europäischen Ländern. Unter dem Titel „Overdiagnosed but Underserved“ zeigte sie die diskriminierenden Strukturen des Gesundheitswesens auf, mit denen trans und nicht-binäre Menschen konfrontiert sind. Und sie rückte noch eine weitere zentrale Problematik in den Fokus, die sich auch auf Deutschland übertragen lässt: Innerhalb der Trans-Community werden die Bedarfe nicht-binärer Personen am schlechtesten gefördert. 

Seit 2017 hat sich an dieser Situation kaum etwas geändert. Wenn es um die Förderung ihrer Gesundheit geht, werden nicht-binäre Menschen regelrecht vom Umbrella-Term „trans“ verschluckt: Noch immer fehlt es an passgenauen medizinischen Angeboten. Die diversen Bedarfe nicht-binärer Personen werden von Ärzt*innen, Psycholog*innen und anderen Akteur*innen des Gesundheitswesens oft nicht mitgedacht. Und auch rechtlich sehen sich nicht-binäre Menschen vor gewaltige Hürden gestellt. So legt das Transsexuellengesetz (TSG) binären Transmenschen für ihren Transitionsprozess mit seiner entwürdigenden Praxis schon genügend Steine in den Weg; nicht-binäre Personen finden im TSG jedoch nicht einmal Erwähnung. Weder eine Personenstandsänderung noch eine hormonelle Behandlung sind für sie derzeit rechtlich möglich.  

Doch es gibt auch Hoffnung. So wurde im Juni letzten Jahres ein Entwurf für ein „Selbstbestimmungsgesetz“ im Bundestag eingereicht. Dieses soll im Falle einer mehrheitlichen Abstimmung das TSG ablösen und nach argentinischem Vorbild allen deutschen Bürger*innen die Möglichkeit geben, ihren Personenstand ohne große bürokratische Hürden selbst zu wählen. Und auch einige Institutionen des Gesundheitssystems scheinen sich langsam mehr Gedanken um nicht-binäre Personen zu machen. So forscht beispielsweise die Deutsche Aidshilfe seit Oktober 2020 zur sexuellen Gesundheit von trans und nicht-binären Menschen und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt darauf, „einen breiten Querschnitt“ aller Bedarfe abzubilden. Das ist zwar noch lange nicht genug, aber ein Signal in die richtige Richtung.  

Wir denken an Euch!

Die Gesundheitsberatung des checkpoint queers ist auf die Bedarfe nicht-binärer Personen sensibilisiert. Zur Förderung ihrer sexuellen Gesundheit wird es in den kommenden Monaten mehrere Workshops und Möglichkeiten zum Austausch für nicht-binäre Menschen geben.  

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